Aktuelle Umfrage des MPIfG: Deutsche lehnen Eurobonds nicht grundsätzlich ab

9. April 2020

Eine Umfrage des MPIfG von Anfang April 2020 zeigt: Wenn man den deutschen Bürgerinnen und Bürgern die Gelegenheit zur Abwägung gibt, sind sie bereit, Formen der Vergemeinschaftung von Schulden zu akzeptieren, um die Eurozone intakt zu halten.

Die Covid-19-Pandemie ist die größte Herausforderung für Europas Volkswirtschaften seit der Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre. Um der aktuellen Krise zu begegnen, haben Länder wie Deutschland und die Niederlande einen größeren finanzpolitischen Spielraum als Länder wie Italien und Spanien, die ihre Staatsschulden nicht erhöhen können, ohne dass die Zinssätze ihrer Staatsanleihen in die Höhe schnellen.
 
Um den am schlimmsten betroffenen Ländern zusätzlichen fiskalischen Spielraum für die Reaktion auf den Gesundheitsnotstand zu verschaffen, haben sich neun Regierungen der Eurozone und viele Ökonomen für die Einführung von Eurobonds oder Coronabonds ausgesprochen. Doch dieser Vorschlag ist umstritten. Vor allem deutsche Politikerinnen und Politiker argumentierten bislang, dass sie Eurobonds nicht zustimmen könnten, da ihre Wählerinnen und Wähler sie entschieden ablehnten. Aber ist das tatsächlich der Fall?
 
Eine aktuelle Umfrage des MPIfG von Anfang April zeigt: Die deutschen Bürgerinnen und Bürger sind bereit, eine gemeinsame Haftung für Schulden in Betracht zu ziehen, wenn dies für den Erhalt des Euro erforderlich ist. Sie sind besorgt über die möglichen Kosten einer Auflösung des Euro, falls Italien aus der gemeinsamen Währung austreten sollte. Demgegenüber deuten Daten aus einer Umfrage, die zur gleichen Zeit in Italien durchgeführt wurde, darauf hin, dass die italienische Wählerschaft tatsächlich an einem Punkt angelangt ist, an dem sie den Italexit als eine ernsthafte Option ansehen. Allerdings wären die Kosten eines Italexit auch für Deutschland hoch. Lucio Baccaro, Direktor am MPIfG und Leiter des Forscherteams gibt zu bedenken: „Die deutsche Politik täte gut daran, sich mehr über die politischen Folgen der gegenwärtigen Krise in Italien Sorgen zu machen, als die politischen Gegner von Eurobonds in Deutschland stark zu reden.“

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