Geld für ein gefährliches Spiel
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Thomas Thiel | Hannah Pool
Siebentausend Dollar für die Flucht von Iran nach Europa: Wie bringen Menschen mit 300 bis 400 Dollar Monatseinkommen diese Summe auf? Hannah Pool, Wirtschaftssoziologin am MPIfG, ist dieser Frage nachgegangen. Für ihre mehrfach ausgezeichnete Dissertation Doing the Game, die Thomas Thiel in der FAZ vorstellt, begleitete sie zwischen 2018 und 2020 afghanische Flüchtlinge auf der Balkanroute, teilte Zelt und Alltag mit ihnen. „Game“ – das englische Wort wird im Persischen mit „zadan“ zum Verb – nennen die Flüchtenden ihren gefährlichen Weg, mit einer Mischung aus Stolz und Erleichterung. Ihre Forschung zeigt: Die Flucht wird zur Kreditgemeinschaft. Verwandte leihen Geld für die erste Etappe, unterwegs springt die Gruppe füreinander ein, Gelegenheitsjobs und informelle Ökonomien sichern das Überleben. In Deutschland angekommen, erleben viele die regionale Zerstreuung durch den Königsteiner Schlüssel als schmerzhafte Isolation – nach der engen Solidarität der Flucht folgt die Einsamkeit im Rechtsstaat. Pool dokumentiert nicht nur ökonomische Mechanismen, sondern auch die Würde, mit der Menschen existenzielle Gefahren bewältigen.
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