„Von den Vorteilen einer Erbschaft sollten alle profitieren.“
frings. Das Misereor-Magazin, Birgit-Sara Fabianek | Interview mit Jens Beckert
Bis zu 400 Milliarden Euro werden in Deutschland jährlich vererbt, doch nur eine Minderheit profitiert von dieser Vermögensflut. Jens Beckert, Direktor des MPIfG, zeichnet im Interview mit „frings.“ ein beunruhigendes Bild: Während geerbtes Eigentum für viele zur letzten Absicherung gegen sozialen Abstieg wird, entscheidet die Herkunft zunehmend über Lebenschancen. Die oberen zehn Prozent besitzen fast zwei Drittel des Privatvermögens, die untere Hälfte praktisch nichts. Besonders brisant ist, dass Betriebsvermögen weitgehend steuerfrei bleibt und große Erben im Schnitt nur zwei Prozent Steuern zahlen – ein „Erb-Adel“ entsteht. Beckert erläutert, warum ausgerechnet in unsicheren Zeiten die Ablehnung von Erbschaftssteuern wächst und das Vertrauen in staatliche Umverteilung schwindet. Seine Antwort auf die Ungleichheitskrise: ein Grunderbe von 60.000 Euro für alle jungen Erwachsenen. „Es wäre ein Schritt, die Vorteile von Erbschaften zu demokratisieren“, so der Soziologe. Utopisch? Beckert argumentiert, dass die Alternative – eine sich weiter spaltende Gesellschaft – gefährlicher ist.
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