Wissensansprüche in der Krise
14. Institutstag des MPIfG am 18. und 19. November 2021
Wessen Wissen zählt? Und was wissen wir sicher? In Zeiten der Corona-Pandemie mit Lockdowns und Lockerungen und von sich stetig weiterentwickelndem Wissen über Ursachen und Bekämpfung des Virus thematisierte der vierzehnte Institutstag des MPIfG Wissensansprüche in der Krise. Die Veranstaltung warf die Frage auf, welches Wissen in einer Krisensituation bedeutsam ist, aber auch, in welcher Weise Wissenschaft politisiert wird. Somit prägte die Corona-Pandemie den Institutstag auch im Jahr 2021, mit Blick auf das Thema wie auch durch das hybride Veranstaltungsformat.
In seinem Eröffnungsvortrag erklärte Rudolf Stichweh (Forum Internationale Wissenschaft, Universität Bonn), wie, wann und warum in der Wissenschaft die Vorstellung von globalen Problemen aufgekommen ist, und zeichnete eine kurze Geschichte des Wissenschaftssystems und seines Verhältnisses zu Politik und Gesellschaft nach.
Lisa Suckert (MPIfG) und Matthias Thiemann (Sciences Po) präsentierten in einem Panel ihre Forschungsarbeiten zur Rolle von Expertise in zwei unterschiedlichen gesellschaftlichen Kontexten. Suckert analysierte, welche Bedeutung Expertenwissen in der Argumentation der unterschiedlichen Lager in der Brexit-Kampagne zukam. Thiemann beleuchtete zwei konkurrierende Formen der Zentralbankexpertise und ihre Auswirkungen auf das Zentralbankhandeln der letzten sechzig Jahre.
In einem Panel mit politischem Fokus stellte Lea Elsässer (Universität Münster) ihre Forschungsergebnisse zu sozialer Repräsentation in Parlamenten vor. Sie legte dar, dass Arbeiterinnen und Arbeiter sowie Menschen ohne akademischen Abschluss in Parlamenten unterrepräsentiert sind und dass das Fehlen von deren Perspektive auch zu substanzieller Unterrepräsentation führen kann. Philip Manow (Universität Bremen) zeigte, welche politischen Auswirkungen die Corona-Pandemie vor allem in Deutschland hatte, und ging dabei auch auf die Rolle der Wissenschaft ein.
Beim hybriden Podiumsgespräch zum Thema „Deutschland nach der Wahl: Wie werden die Weichen jetzt gestellt?“ reflektierten Hauptstadtjournalistinnen und -journalisten das Thema des Institutstags aus der Perspektive von Medienschaffenden. Nico Fried (Süddeutsche Zeitung), Katharina Hamberger (Deutschlandradio), Bernd Ulrich (Die Zeit) und Ulrike Winkelmann (taz) diskutierten mit der Moderatorin Ferdos Forudastan (MPIfG-Kuratorium, CIVIS-Medienstiftung) über die Situation nach der Bundestagswahl sowie die Rolle der Wissenschaft und der Medien in der Pandemie.