Ist Erben gerecht?
Die Zeit, Roman Pletter | Jens Beckert
Seit 150 Jahren führt Deutschland die gleiche Debatte über Erbschaften – und sie wird nicht leiser. Jens Beckert, Direktor am MPIfG, hat die Soziologie des Erbrechts erforscht und zeigt: Im Kern geht es um die Frage, wem Eigentum gehört – dem Einzelnen oder der Familie? Während in den USA die Gefahr für die Demokratie durch dynastischen Reichtum im Mittelpunkt steht, prallen in Deutschland zwei Lager aufeinander: Befürworter hoher Erbschaftsteuern argumentieren mit sozialer Gerechtigkeit, Gegner mit dem Recht auf Familieneigentum. „Im Prinzip hat sich seit der Einführung der Erbschaftsteuer im Jahr 1906 nichts geändert", sagt Beckert. Heute beobachtet er, wie die Mittelschicht angesichts demografischer Unwuchten versucht, mit Erbschaften Sicherheit in der Familie zu bewahren. Jährlich werden 400 Milliarden Euro vererbt, doch nur 13 Milliarden fließen als Steuer zurück – gerade mal drei Prozent. Roman Pletter beleuchtet in der ZEIT, warum diese alte Machtfrage um die Finanzierung des Gemeinwesens aktueller ist denn je.











