Betriebliche Bündnisse für Arbeit in Deutschland: Mitbestimmung und Flächentarif im Wandel

Britta Rehder

20. März 2003

MPIfG Buch

original

Frankfurt a. M.: Campus, 2003
296 S. | ISBN 3-593-37372-6

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Rehder, Britta
Betriebliche Bündnisse für Arbeit in Deutschland: Mitbestimmung und Flächentarif im Wandel. Schriften aus dem Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung, Band 48. Frankfurt a.M.: Campus Verlag, 2003.

Zusammenfassung

In den neunziger Jahren hat sich in deutschen Unternehmen ein neuer Vereinbarungstyp etabliert: das betriebliche Bündnis für Arbeit. Mit ihm treffen Betriebsparteien Maßnahmen zur Sicherung von Beschäftigung und Wettbewerbsfähigkeit. Im Zentrum stehen die Senkung der Arbeitskosten und die Flexibilisierung der Arbeitsbedingungen. Von traditionellen Betriebsvereinbarungen unterscheidet sich ein betriebliches Bündnis dadurch, dass auch Themen verhandelt werden, die nach den Bestimmungen des Betriebsverfassungsgesetzes nicht der Mitbestimmung unterliegen, sondern dem Direktionsrecht der Unternehmensleitung oder der Regulierung durch die Tarifparteien. Die Spielräume geltender Flächentarifverträge werden genutzt, gedehnt und manchmal auch überschritten.
 
Das Buch untersucht betriebliche Bündnisse in 120 deutschen Großunternehmen und analysiert ihren Beitrag zum Wandel der Arbeitsbeziehungen in Deutschland. Gezeigt wird, wie sich das ursprünglich US-amerikanische Phänomen des "Concession Bargaining" in deutschen Unternehmen etablierte und unter dem Einfluss der nationalen Institutionen der Arbeitsbeziehungen wandelte. Das Buch beschreibt die Entstehung und Erscheinungsformen betrieblicher Pakte in deutschen Industrieunternehmen und legt dar, wie und warum der neue Vereinbarungstyp seit Mitte der neunziger Jahre in den privatisierten Infrastrukturunternehmen übernommen wurde. Besondere Aufmerksamkeit gilt den Folgen für die betriebliche Mitbestimmung und das Flächentarifvertragssystem. Das Buch zeigt, dass mit den betrieblichen Pakten eine schleichende Erweiterung der betrieblichen Mitbestimmung um das Themenfeld der Investitionsentscheidungen stattgefunden hat, wodurch neue Herausforderungen und Konfliktfelder für Betriebsräte entstehen. Obwohl die Bündnisse den Trend zur Dezentralisierung im System der Arbeitsbeziehungen verstärken, haben sie den Fortbestand des Flächentarifs bisher nicht grundsätzlich in Frage gestellt.


Inhalt

Kapitel 1
Einleitung
 
Kapitel 2
Divergenz statt Konvergenz: US-amerikanisches »Concession Bargaining« und betriebliche Bündnisse in Deutschland im Vergleich
 
Kapitel 3
Etablierung durch Anpassung: Der Weg vom US-amerikanischen »Concession Bargaining« zu betrieblichen Bündnissen in deutschen Großunternehmen
 
Kapitel 4
Betriebliche Bündnisse in der Industrie: Der inkrementelle Wandel industrieller Produktionsstrategien in den neunziger Jahren
 
Kapitel 5
Betriebliche Bündnisse in den Infrastrukturunternehmen: Die Adaption industrieller Produktmarktstrategien im Kontext von Privatisierung und Liberalisierung
 
Kapitel 6
Betriebliche Mitbestimmung im Investitionswettbewerb: Neue Konflikt- und Kooperationskonstellationen in Industriekonzernen
 
Kapitel 7
Betriebliche Bündnisse, Gewerkschaften und Flächentarifverträge
 
Kapitel 8
Überlagerung und Konversion: Mechanismen des institutionellen Wandels im deutschen System industrieller Beziehungen und der Beitrag betrieblicher Bündnisse


Autorin

Britta Rehder

Britta Rehder, Dr. phil., ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am MPIfG. Sie studierte Politikwissenschaft und Pädagogik an der Universität Hamburg und promovierte am MPIfG als Stipendiatin der Hans-Böckler-Stiftung in einem Projekt über den Einfluss der Internationalisierung auf das deutsche System industrieller Beziehungen.

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