Steckengeblieben: Euro-Reformpolitik im postpandemischen Europa

Lucio Baccaro und Björn Bremer

Die Corona-Pandemie stellt für die Integrität der Eurozone eine neue existenzielle Bedrohung dar. Das verwundbarste Land scheint Italien zu sein, wo ohne eine Vergemeinschaftung der Schulden (entweder explizit durch Eurobonds beziehungsweise Corona-Bonds oder implizit durch die Bilanz der Europäischen Zentralbank) ein weiterer Anstieg der öffentlichen Verschuldung unvermeidbar ist und eine neue Finanzkrise entstehen könnte. In Italien hat die jahrelange wirtschaftliche Stagnation zu einer allgemeinen Verdrossenheit gegenüber dem Euro geführt. Konfrontiert mit den Zusatzkosten zur Bewältigung der Corona-Krise könnten italienische Wählerinnen und Wähler einen Austritt aus der Gemeinschaftswährung dem Verbleib vorziehen – insbesondere, falls die Krisenbewältigung harte Sparmaßnahmen vorsieht. Eine glaubwürdige Androhung, den Euro zu verlassen, könnte entweder die Entstehung eines gemeinsamen Haushalts ermöglichen oder zum Auseinanderbrechen der Gemeinschaftswährung führen. Anhand von Umfrageexperimenten in Italien, Deutschland und weiteren europäischen Ländern untersucht dieses Projekt die Präferenzen für den Euro.

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