Gewerkschaften, Tarifverhandlungen und Einkommensstagnation in Europa
Joshua Cova
In vielen Industrieländern stagnieren die Reallöhne, was die Legitimität verschiedener Wachstumsmodelle bedroht und zu wachsender Unzufriedenheit unter den Wählern beiträgt. Obwohl diese wirtschaftlichen Entwicklungen gut dokumentiert sind, wurde bisher weniger Aufmerksamkeit darauf gerichtet, wie Gewerkschaften – traditionell verantwortlich für den Schutz der Einkommen von Erwerbstätigen – dieses Problem verstehen und kommunizieren. Das Projekt untersucht die kommunikative Rolle von Gewerkschaften in der politischen Ökonomie verschiedener europäischer Länder, indem es analysiert, welche Themen sie diskutieren und wie sich ihr Fokus mit den wirtschaftlichen Bedingungen verändert. Der Diskurs über Länder und Zeit hinweg wird mithilfe computergestützter Textanalyse einer umfangreichen Sammlung von Pressemitteilungen nationaler Gewerkschaften untersucht. Dem italienischen Fall wird angesichts der anhaltenden Lohnstagnation in Italien besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Hierzu wird eine groß angelegte Digitalisierung von Tarifverträgen mittels optischer Zeichenerkennung (OCR) durchgeführt. Anschließend werden die digitalisierten Texte mit NLP-Techniken analysiert, um sektorale Lohnentwicklungen nachzuzeichnen.