Versprechen und Gefahren des Wachstums durch Tourismus
Lucio Baccaro, Reto Bürgisser (Universität Wien), Donato Di Carlo (LSE)
Tourismusgetriebenes Wachstum ist ein sich zunehmend verbreitendes Wirtschaftsmodell. Es beinhaltet die Bereitstellung von Dienstleistungen für nicht ortsansässige Verbraucher und funktioniert als eine Form des exportgetriebenen Wachstums, jedoch mit einer ganz eigenen Dynamik. Traditionelle Exportmodelle sind mit Preisstabilität oder Deflation verbunden; der Tourismus hingegen treibt häufig die Inflation an – insbesondere im Immobilienmarkt. Dies erhöht die Lebenshaltungskosten und verändert die lokale Wirtschaft. Einwohner werden verdrängt, das verarbeitende Gewerbe und andere Sektoren geschwächt, während prekäre, wenig produktive Arbeitsplätze entstehen. Die Vorteile kommen vor allem Immobilienbesitzern, Tourismusunternehmern und Dienstleistern zugute, während andere Branchen mit höheren Kosten konfrontiert sind, ohne dass sie davon profitieren. Die ungleiche Verteilung fördert soziale und generationsübergreifende Spannungen und eine zunehmende Ablehnung des „Übertourismus”. Die Studie untersucht die politische Ökonomie des tourismusgetriebenen Wachstums anhand der Wachstumsmodelltheorie und konzentriert sich dabei auf die Koalitionen, die dieses Wachstum unterstützen oder ablehnen. Besondere Aufmerksamkeit wird der Rolle von Plattformen wie airbnb bei der Expansion des Tourismus gewidmet. Auf der Grundlage von Umfragen und Feldforschung in italienischen Städten und Regionen bewertet die Studie Nachhaltigkeit und Verteilungsfolgen dieser Entwicklung. Geplant ist darüber hinaus eine vergleichende Analyse für Spanien, Portugal und Griechenland.