Klassenkonflikt und institutioneller Wandel: Otto Kahn-Freund (1900–1979) und die Erfindung des Arbeitsrechts

Wolfgang Streeck und Ruth Dukes (University of Glasgow)

Gegenstand der Untersuchung ist die Erfindung des Arbeitsrechts als eigenständiges Rechtsgebiet und Gegenstand rechtswissenschaftlicher Theoriebildung. Erfindung und Wiedererfindung werden als kontinuierliche, zugleich wissenschaftliche und politische Prozesse der Herausbildung neuer und der Verteidigung bestehender Institutionen verstanden. Anhand des Lebens und Werks von Otto Kahn-Freund (1990 bis1979) lassen sich Entwicklungen sichtbar machen, die sich über das gesamte zwanzigste Jahrhundert erstrecken, vom Ersten Weltkrieg bis zu der zweiten Neugründung des liberalen Kapitalismus nach 1945 und zu den Auseinandersetzungen über ihre Transformation seit den 1980er-Jahren. Im Anschluss an Kahn-Freund wird Arbeitsrecht als interdisziplinäres Projekt behandelt, in dem Einsichten aus Rechtstheorie und Rechtssoziologie sowie politischer Ökonomie und der empirischen Forschung über industrielle Beziehungen zusammenfließen. Zwei Fragen stehen im Mittelpunkt: Wie verhielt sich die Abbildung des Konflikts zwischen Kapital und Arbeit im Recht zur Entwicklung sowohl der gesellschaftlichen Realität als auch der Sozialwissenschaften der jeweiligen Epoche, und was lässt sich daraus heute für die von vielen als solche bezeichnete „Krise des Arbeitsrechts“ lernen? Ruth Dukes ist Professorin für Arbeitsrecht an der Universität Glasgow.

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