Die Politische Ökonomie der Energiewende in wohlhabenden Ländern
Max Willems
Energiesysteme bilden grundlegende Infrastrukturen für das Wirtschaftswachstum und sind gleichzeitig von zentraler Bedeutung bei der Eindämmung des Klimawandels. Dennoch spielten sie in der vergleichenden Kapitalismusforschung bislang kaum eine Rolle, genauso wenig wie die physische und technische Materialität politischer Ökonomien überhaupt. Das Dissertationsprojekt stellt Energiesysteme in den Mittelpunkt seiner Analyse und betrachtet sie als symbiotisch mit Wachstumsmodellen verbunden. Es begreift Energiewenden als Prozesse umfassender wirtschaftlicher Umverteilung zwischen Wirtschaftssektoren, Branchen, Unternehmen, Haushalten und ganzen Volkswirtschaften. Diese Prozesse werden mithilfe von quantitativen Methoden und Länderfallstudien in ihren intertemporalen und länderübergreifenden Variationen auf europäischer und nationaler Ebene untersucht. Dabei wird davon ausgegangen, dass der „Wachstums-Energie-Nexus“ den Übergang zu erneuerbaren Energien in verschiedenen politischen Dimensionen bedingt und schließt die Wahl der Technologie, die Verteilung von Policy-Kosten und -Erträgen sowie geoökonomische Kompromisse mit ein. Während die Beziehung zwischen Wachstum und Energieverbrauchs- und -produktionsmustern in den (neoklassischen und heterodoxen) Wirtschaftswissenschaften schon seit Langem diskutiert wird, ist dieses Projekt das erste, das die Wachstumspolitik der Energiewende aus vergleichender politökonomischer Perspektive analysiert.