Das obere 1 Prozent? Eine Kulturgeschichte von Reichtum und „Reichen“ im langen 20. Jahrhundert in Deutschland

Eva Maria Gajek

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es zu einer erheblichen Zunahme und zu strukturellen Veränderungen von Vermögensbesitz. In dieser Transformationsphase begann die Gesellschaft gleichzeitig, sich intensiv mit der Gruppe der Besitzenden auseinanderzusetzen. In wissenschaftlichen Studien, Statistiken, Auflistungen, journalistischen Texten, Fotografien oder politischen Reden verständigten sich verschiedene Akteure über die soziale Ordnung und versuchten zunehmend, die Frage zu beantworten, wer „die Reichen“ seien. Diese Versuche nimmt das Projekt zum Ausgangspunkt, um dem Wandel der Antworten und Techniken der Zeitgenossen im langen 20. Jahrhundert in Deutschland nachzuspüren. Es fragt an exemplarischen Fallbeispielen, welche Grenzen und Definitionen für Reichtum ausgemacht wurden und an welchen Kategorien die soziale Gruppe der „Reichen“ schließlich hergestellt, vermessen und legitimiert wurde. Das Ziel ist, eine Geschichte von Reichtum und „Reichen“ als Kulturgeschichte zu erzählen, um für die historische Vielseitigkeit des Gegenstandes zu sensibilisieren und den Blick darauf zu lenken, dass erhobene Zahlen über Reichtum und „Reiche“ in einem intensiven Wechselverhältnis mit gesellschaftlichen Vorstellungswelten standen.

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