Eigentumssinn in vermögenden Familien

Isabell Stamm

Die Forschung zur Vermögensungleichheit zeigt, dass die Portfolios der Vermögenselite – insbesondere in Deutschland – überproportional aus Eigentum an Unternehmen bestehen. Dieser Befund allein gibt noch keinen Aufschluss darüber, welche normative Bedeutung vermögende Familien diesem Unternehmenseigentum beimessen. Welche Privilegien und Pflichten sehen sie für sich als Eigentümer? Und wie ist ihr Verhältnis zu Nicht-Eigentümern? Ausgehend von diesen Fragen entwickelt das Forschungsprojekt eine Typologie von Eigentumssinn und greift dabei auf soziologische und juristische Beiträge zu einer Theorie des Eigentums zurück. Die empirische Grundlage bilden über sechzig narrative Interviews mit Mitgliedern der reichsten Familien in Deutschland (den 0,01 Prozent). Die Analyse verdichtet drei Typen von Eigentumssinn: treuhänderisch, unternehmend und regierend. Jeder dieser Typen definiert auf spezifische Weise die Beziehungen zwischen dem Eigentumssubjekt, dem Eigentumsobjekt und den Nichteigentümern und geht mit einer typischen Vermögenspraxis einher. Das Projekt trägt zum Verständnis sozialer Ungleichheit, der Vielfalt der Vermögenselite und ihrer wirtschaftlichen Macht bei. Es ist Teil des Forschungsschwerpunkts Vermögen und soziale Ungleichheit.

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