Unternehmensmacht im digital(isiert)en Kapitalismus: Wie verändert die Digitalisierung die Machtressourcen, politischen Präferenzen und Lobbystrategien von Unternehmen?

Michael Kemmerling

Digitalisierung bewirkt fundamentale Veränderungen in der kapitalistischen Wertschöpfung. Begriffe wie Überwachungs-, Digital- oder Plattformkapitalismus heben hervor, dass Daten, digitale Technologien und Infrastrukturen zunehmend ökonomische und soziale Aktivitäten beeinflussen. Während diese neuen, digital(isiert)en Geschäftsmodelle in den Wirtschaftswissenschaften bereits umfassend diskutiert werden, ist ihr Einfluss auf die politische Macht von Unternehmen nicht hinreichend erforscht. Bestehende Studien stellen eine Allianz zwischen Konsumierenden und Plattformen in den Mittelpunkt. Hierbei wird jedoch der Einfluss der Digitalisierung auf Nicht-Digitalunternehmen vernachlässigt. Außerdem ignoriert die Literatur zu Plattformmacht weitestgehend die Erkenntnisse der Lobbyismus- und Interessengruppenforschung. Um die Plattformmachtdebatte zu erweitern, untersucht diese kumulative Dissertation, wie Digitalisierung die Machtressourcen, politischen Präferenzen und Lobbystrategien von Unternehmen beeinflusst. Ein erster Artikel führt das Konzept der digitalen Machtressourcen ein, um Unternehmensmacht in allen Wirtschaftssektoren zu messen. Ein zweites Papier untersucht die politischen Präferenzen von plattformabhängigen Unternehmen und analysiert das Entstehen von Lobbykoalitionen im Plattformkapitalismus. Der dritte Artikel zeigt, dass Plattformen Lobbyingstrategien zur Mobilisierung der Öffentlichkeit dann erfolgreich nutzen können, wenn eine einheitliche Politikdebatte geführt wird (USA) und die Diskussion nicht entlang von Grenzen fragmentiert ist (EU). In allen Artikeln werden vergleichende Fallanalysen mit quantitativen Methoden und Textanalysen kombiniert.

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