Zukunftsvorstellungen im Zeichen der Krise: Wie die Europäische Union um die Deutung einer unsicheren ökonomische Zukunft ringt

Lisa Suckert

Die Vision einer gemeinsamen und dadurch besseren wirtschaftlichen Zukunft treibt seit jeher den europäischen Integrationsprozess an. Angesichts der gegenwärtigen Krise und ihrer zerstörerischen Folgen wird diese Zukunft zunehmend infrage gestellt. Das Projekt erschließt anhand einer quantitativen Diskursanalyse (Lexikometrie), die nationale Reformprogramme in den Blick nimmt, wie Mitgliedstaaten die Zukunft in ihrer Kommunikation mit der EU thematisieren. Es wird untersucht, inwiefern die Wirtschaftskrise die Art und Weise verändert, in der Europa nach seiner ökonomischen Zukunft Ausschau hält, das heißt, ob Zeithorizont, Zukunftsthemen und Grundstimmung gegenüber der Zukunft substanziell beeinträchtigt wurden. Der Vergleich unterschiedlicher Zeitpunkte und Länder offenbart, ob die Krise in der EU zu mehr Divergenz oder Konvergenz hinsichtlich der Zukunftsvorstellungen geführt hat. Es wird deutlich, ob die Krisensituation neue, alternative Szenarien oder einen hegemonialen Konsens befördert hat. Das Projekt lässt sich an der Schnittstelle zwischen Wirtschaftssoziologie und Politischer Ökonomie verorten. Es trägt dazu bei, den derzeitigen Zustand der EU zu verstehen und das Potenzial für alternative ökonomische Zukunftsentwürfe einzuschätzen. Konzeptuell erlaubt die feldtheoretisch orientierte Analyse Erkenntnisse, wie Zukunftsvorstellungen umkämpft werden und wie sich diskursive Arenen unter dem Eindruck von Krisen verändern. Das Projekt ist in das von der DFG geförderte Netzwerk „Politische Soziologie transnationaler Felder“ eingebunden.

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