Die Reichen und ihr „Wirtschaftswunder“

Isabell Stamm, Georg Walther und Eva-Maria Gajek

Das Pilotprojekt untersucht den Aufstieg hochvermögender Familien von den 1950er-Jahren bis heute aus einer klassentheoretischen Perspektive. Dabei fragt es nach den Markern, die eine Veränderung in der ökonomischen Klassenlage und der sozialen Statuslage abstecken. Wie und wann wird deutlich, dass diese Familien Teil der Vermögensspitze  geworden und damit  in eine obere soziale Klasse aufgestiegen sind, die im Rahmen dieses Projektes als Klasse kodierten Kapitals bezeichnet wird? Da sich sozialer Aufstieg häufig regional vollzieht, konzentriert sich die Studie auf die Stadt Essen, die in besonderem Maße von sozialer Ungleichheit gekennzeichnet ist. Essen ist nicht nur unter den Städten mit der höchsten Armutsquote, sondern auch Wohn- und/oder Arbeitsort von vielen der reichsten Familien Deutschlands. Anhand der Laufbahnen von sieben dieser Familien (darunter Aldi-Nord und Deichmann) wird gezeigt, dass ihren Aufstiegen fünf Marker zeitübergreifend gemein sind: sprunghaftes Wachstum und Kodieren von Kapital (ökonomische Klassenlage), Umzug in spezifische Stadtviertel, Auszeichnungen und Ämter sowie ein zur Schau gestellter Kontakt mit Politikerinnen der ersten Reihe (soziale Statuslage). Das Projekt will dazu beitragen, theoretische Aussagen über Klassengrenzen und ihre Überschreitung am oberen Ende der Sozialstruktur zu treffen. Ferner dient es als Pilotstudie für die Vorbereitung einer größeren Untersuchung zur Raumeinnahme von Vermögenden in Städten.

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