Spielarten säkularer Stagnation

Lucio Baccaro und Puneet Bhasin (Gallatin School, New York University)

Mäßige Wachstumsraten und periodisch wiederkehrende Krisen: in politischen, technokratischen und wissenschaftlichen Kreisen geht das Gespenst der säkularen Stagnation um. Es ist ein Kernanliegen sowohl der Vergleichenden Politischen Ökonomie als auch der Internationalen Politischen Ökonomie, das Problem der säkularen Stagnation zu verstehen. Dies trägt nicht nur zur Klärung der strittigen Frage bei, ob es eine oder viele Spielarten des Kapitalismus gibt, sondern hilft auch bei der Wahrnehmung des Kapitalismus als eines Systems, das in verschiedenen Nationalstaaten gleichermaßen ähnlich und unähnlich ist, abhängig von ihrer jeweiligen Position im weltwirtschaftlichen Gefüge. Das Projekt geht von der Annahme aus, dass säkulare Stagnation einem gängigen Entwicklungsverlauf des modernen Kapitalismus entspricht und dass dieser gängige Trend hauptsächlich auf eine grundlegende Verschiebung der Einkommensverteilung weg von Arbeit und hin zu Kapital zurückzuführen ist, die sich seit nunmehr über vier Jahrzehnten vollzieht. Gleichzeitig unterscheiden sich die Reaktionen der nationalen kapitalistischen Systeme auf diese allgemeine Grundtendenz grundlegend voneinander. Ziel des Projekts ist, diese These mittels einer Analyse der Entwicklungsverläufe in den USA und Deutschland zu untermauern. Beide Systeme beruhen auf einer sich gegenseitig ergänzenden Nachfrage und erfahren trotz der allgemeinen Tendenz in Richtung Stagnation periodische Wachstumsschübe.

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