Wachstumsmodelle und politische Präferenzen von Wählerinnen und Wählern linker Parteien

Erik Neimanns und Lucio Baccaro

Theoretisch ist zu erwarten, dass Lohnzurückhaltung und eine konservative Fiskalpolitik exportgetriebenes Wachstum unterstützen. Allerdings können diese funktionalen Voraussetzungen im Widerspruch zu den politischen Präferenzen von Wählerinnen und Wählern linker Parteien stehen, deren Einkommenssituation stark von Lohneinkommen und staatlichen Ausgabenprogrammen abhängt. In welchem Verhältnis stehen diese möglichen Spannungen zwischen den funktionalen Voraussetzungen des Wachstumsmodells und den Präferenzen von Wählerinnen und Wählern? Gibt es ein Spannungsverhältnis zwischen den Präferenzen von Wählerinnen und Wählern linker Parteien und exportgetriebenem Wachstum? Oder passen sich die Präferenzen an die funktionalen Voraussetzungen des Wachstumsmodells an und internalisieren Wählerinnen und Wähler die Notwendigkeit, internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten? Aufbauend auf einer Untersuchung mehrerer Erhebungswellen des International Social Survey Programme (ISSP) und Indikatoren auf Länderebene wird argumentiert, dass die Präferenzen von Wählerinnen und Wählern linker und rechter Parteien zu Lohnpolitik und öffentlichen Ausgaben konvergieren. Die Präferenzen von Wählerinnen und Wählern linker Parteien sollten umso konservativer ausfallen, je mehr das Wachstumsmodell exportgetrieben ist. Dieser Befund würde suggerieren, dass exportgetriebene Wachstumsmodelle sich ihre eigene politische Unterstützungsbasis schaffen. Das Projekt leistet einen Beitrag zur jüngeren Forschung zur Politik von Wachstumsmodellen, insbesondere hinsichtlich exportgetriebenen Wachstums. Projektdauer: Oktober 2020 bis September 2022.

Zur Redakteursansicht