Rendite machen und Gutes tun? Mikrokredite und die Folgen neoliberaler Entwicklungspolitik

Gerhard Klas, Philip Mader (Hg.)

8. März 2014

MPIfG Buch

original

Frankfurt a.M.: Campus, 2014
217 Seiten 
ISBN 978-3-593-50112-3

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Klas, Gerhard, Philip Mader (Hrsg.)
Rendite machen und Gutes tun? Mikrokredite und die Folgen neoliberaler Entwicklungspolitik. Frankfurt a.M.: Campus, 2014.

Zusammenfassung

Mikrokredite sind seit mehr als zehn Jahren zentraler Bestandteil der Entwicklungspolitik. Sie werden als Wunderwaffe gegen die Armut gepriesen, mit der sich Frauen emanzipieren und Kleinunternehmerinnen eine Existenzgrundlage erarbeiten können. Unter dem Stichwort "Social Business" werben Finanzprogramme für eine angeblich humane Marktwirtschaft. Doch der schöne Schein trügt. Drei Jahrzehnte nach Gründung der weltbekannten Grameen Bank durch Muhammad Yunus gibt es keine stichhaltigen Belege für die Heilsversprechen der Mikrofinanz. Im Gegenteil: Mikrokredite mit exorbitant hohen Zinsen bürden Menschen mit unsicheren Existenzen und wenig Chancen nachweislich zusätzliche Schulden, Risiken und Arbeit auf. In diesem Buch zeigen Forscher, Entwicklungspraktiker und Journalisten – darunter Maren Duvendack, Thomas Gebauer, Kathrin Hartmann und Werner Raza –, warum der Versuch, Armut mit Schulden zu bekämpfen, gescheitert ist. Darüber hinaus diskutieren sie Wege einer solidarischeren Entwicklungspolitik, die unter anderem auf subventionierte Kredite setzt, auf die Stärkung des öffentlichen Sektors und damit auf Kooperation statt auf Einzelkämpfertum.


Inhalt

Einleitung
Gerhard Klas und Philip Mader
 
Teil I   Versprechen und Realitäten der Mikrofinanz
 
Wir wissen nur, dass wir nichts wissen: Zur Beweislage über die Wirksamkeit von Mikrofinanzen
Maren Duvendack
 
Kleine Kredite, große Geschäfte und die andere Finanzkrise: Finanzialisierung des Alltags durch Mikrokredite für Frauen in Indien
Christa Wichterich
 
Mikrokredite gegen Armut: Dichtung und Wahrheit in Bangladesch
Andrea Rahaman
 
Erinnerung an eine schwere Zeit: Widerstand und lokale Aneignung von Mikrofinanzprojekten im Sudan
Gihan Abdalla und Ulrike Schultz
 
Nach der Krise ist vor der Krise
Gerhard Klas
 
Lokale wirtschaftliche Entwicklung dank Mikrofinanz: Fehlanzeige
Werner Raza
 

 
Teil II   Neue Entwicklungen und falsche Alternativen
 
Social Business: Können Weltkonzerne Armut bekämpfen?
Kathrin Hartmann
 
Kommerzialisierung und Armutsbekämpfung: Ein auflösbarer Zielkonflikt?
Sophia Cramer
 
Mikroversicherungen: Teil der Lösung oder Teil des Problems?
Philipp Degens
 
Der Strategiewechsel in der Mikrofinanz: Vom Unternehmerkredit zur "finanziellen Inklusion"
Sophia Sabrow
 
Stigma, Schuld und Korruption: Die kambodschanische Sanitärversorgung als Experimentierfeld neoliberaler Entwicklungspolitik
Heino Güllemann
 

 
Teil III   Schulden und die neoliberale Kolonialisierung von Lebenswelten
 
Mikrokredite: Konkurrenz statt Solidarität
Thomas Gebauer
 
Privatverschuldung als Kompensationsmechanismus im Norden und Süden: Zum neoliberalen Kontext der Mikrofinanz
Daniel Mertens
 
Finanzialisierung der Armut
Philip Mader
 
Wer braucht überhaupt "Entwicklung"?
Aram Ziai
 
Schlusswort
Mikrofinanz und NGOs in Bangladesch: Ein Modell des Neoliberalismus
Anu Muhammad
 
Mikrofinanz: Fragen und Antworten (F.A.Q.)


Herausgeber

Gerhard Klas

Gerhard Klas ist freier Journalist und Buchautor. Er veröffentlichte zuletzt "Die Mikrofinanz-Industrie: Die große Illusion oder das Geschäft mit der Armut" (2011). 2012 und 2013 war er Journalist in Residence am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung, Köln.

Philip Mader

Philip Mader ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Soziologie der Universität Basel. Von 2008 bis 2013 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung, Köln.

Auszeichnungen

Dissertationsschrift mit Deutschem Studienpreis ausgezeichnet
Für die kritische Analyse der Armutsbekämpfung durch Mikrokredite erhielt Philip Mader den ersten Preis in der Kategorie Sozialwissenschaften des Deutschen Studienpreises 2013 für seine Dissertationsschrift. Wie Mader darin belegt, führen Mikrokredite zur Ausbeutung der Ärmsten der Armen durch die Finanzindustrie, die ihren Kreditnehmern hohe Zinsen abverlangt und sie dann hochverschuldet zurücklässt.

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